Waldenburg ist eine Perle - mit einem Loch im Portemonnaie. Seit vielen Jahren. Warum ich trotzdem hier lebe und mich für unsere Gemeinde einsetze? Weil es ein wunderschöner Flecken Erde ist und tolle, engagierte Menschen daran arbeiten, die Perle wieder zum Glänzen zu bringen. Gerne bin ich als Gemeindepräsidentin Teil dieses "Teams Vorwärts" und packe mit voller Kraft an!

Warum ich dAS Gemeindepräsidium übernommen habe

Als ich im Oktober 2022 in den Gemeinderat gewählt wurde, übertrug man mir das Ressort Finanzen. Obwohl ich wusste, dass unsere Perle ein Loch im Portemonnaie hatte, war ich dann doch erschrocken darüber, wie gross es war: Seit 2020 hat die Gemeinde einen Bilanzfehlbetrag und seit gut 20 Jahren ist sie am Tropf des Kantons und erhält regelmässig Beiträge aus dem Härtefonds – so viel wie keine andere Gemeinde.
Das Puzzle!

Die Situation ist ernst und komplex. Es gibt keine schnellen Lösungen – aber, es gibt viele kleine Puzzlesteine, die zusammen zu einer stabileren Finanzlage beitragen können. Das ist das Bild, welches ich erhalten habe in den letzten Monaten - und an diesen Puzzlesteinen arbeiten wir als Gemeinderat intensiv!

So haben wir 2023 eine Verwaltungsanalyse erstellt und infolgedessen Personaleinsparungen auf der Verwaltung vorgenommen. Wir haben die Abfallkasse zu sanieren begonnen und das Projekt «Parkraumbewirtschaftung» gestartet. Wir haben uns im Sozialbereich intensiv um Rückforderungen von Beiträgen gekümmert und dafür gekämpft, dass im Bereich der familienergänzenden Kinderbetreuung die Kosten für die Gemeinden weniger stark steigen. Wir haben das Projekt «Kreisschule» gestartet und eine Finanzanalyse in Auftrag gegeben, sowie das Budget 2024 mit einem Sparauftrag belegt. Wir sind daran, das Infrastrukturportfolio zu überprüfen und suchen aktiv und breit nach Lösungen für das Schwimmbad.

Was immer wieder zur Sprache kam, sind Kooperationen und Zusammenlegungen. Sei es die intensivere Kooperation mit anderen Gemeinden zum Beispiel im Bereich Schule, Bauverwaltung, Werkhof, Finanzen oder sogar die Fusion von Gemeinden oder Schulgemeinden. Auch ist allen klar, dass die Aufgaben- und Lastenverteilung zwischen Kanton und Gemeinden (v.a. im Bereich Bildung und Soziales) dringend angepasst werden muss. Es braucht eine ehrliche politische Diskussion darüber, wer über Bildung bestimmt und sie schliesslich auch bezahlt. Im Moment bestimmt der Kanton und die Gemeinden bezahlen – die fiskalische Äquivalenz fehlt somit gänzlich.

Die kommenden Jahre sind wegweisend für die Zukunft unserer Gemeinde – aber auch unseres Tals. Wir werden über Kooperationen, Zusammenschlüsse und Umverteilungen von Aufgaben zwischen Gemeinden und Kanton verhandeln. Nicht zu vergessen dabei ist die kommunale Entwicklung – unsere Nutzungsstrategie hat immer noch Gültigkeit - wir wollen uns zu einem attraktiven WohnStädtli entwickeln. Gerne vertrete ich in dieser heissen Phase unsere Interessen und packe bei den geforderten Entwicklungen an.                                                                                              


Über mich: Neugierig Lernen

Meine Kindheits- und Jugendjahre verbrachte ich in Burgdorf. Nach der Matura zog es mich nach England und Spanien, wo ich wie ein Schwamm die neuen Kulturen und Sprachen aufsog. Zurück in der Schweiz studierte ich zuerst Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften, wechselte danach in die Soziale Arbeit, wo ich mein berufliches Handwerkszeug lernte. Später erwarb ich einen Master in Kulturmanagement an der Uni Basel.

Politisch prägten mit vor allem zwei Ereignisse: Der 26. April 1986 war der schwärzeste Tag meiner Jugend. Was in Tschernobyl geschah, war mehr als ein Unfall – es war die nukleare Apokalypse: Die Katastrophe hat mein Bedürfnis, ökologisch zu leben, geprägt. Mitunter ein Grund, warum ich nie Autofahren gelernt habe und für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit einstehe.

Auch der 3. März 1993 hat mich wachgerüttelt. Die Bundesversammlung wählte statt der offiziellen Kandidatin Christiane Brunner einen Mann. Nach dessen Verzicht stellten sich Brunner und Ruth Dreifuss zur Wahl, die aufmüpfige Brunner wurde nicht zur (erst!) 2. Bundesrätin der Schweiz gewählt. Da wusste ich: Es gibt noch viel zu tun in Sachen Gleichberechtigung!

Was mich täglich bewegt: Wollen wir als Gesellschaft vorwärts kommen, müssen wir aufeinander zugehen und miteinander diskutieren. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. In aktuellen Zeiten müssen wir stärker denn je dazu Sorge tragen und Strukturen schaffen, die die Mitsprache aller ermöglichen.

Parallel zu Ausbildung und Beruf war soziales Engagement immer Bestandteil meines Lebens. Als ich zum Beispiel 1992 in einer Genossenschaftsbeiz jobbte und spät nachts alleine auf dem Velo heimfahren musste, gründete ich mit Freund:innen das «Frauen-Nachttaxi». Frauen fuhren Frauen für 5 Franken sicher nach Hause. Oder als im Februar 2022 Russland einen Angriffskrieg auf die Ukraine begann, konnte ich nicht Nichtstun und habe mit Freund:innen in Waldenburg ein Benefiz veranstaltet, mit welchem wir unseren Frieden stärken und Geld an Hilfsorganisationen sammeln konnten. Es war das Mindeste, was wir tun konnten...


Das Benefiz "Ein Herz für die Ukraine" in Waldenburg gemeinsam zu organisieren und zu moderieren war mir eine Ehre und Freude.
Das Benefiz "Ein Herz für die Ukraine" in Waldenburg gemeinsam zu organisieren und zu moderieren war mir eine Ehre und Freude.

Was mich immer interessiert sind herausfordernde Situation. Sie zu analysieren und gemeinsam mit Anderen praktische, nachhaltige Lösungen zu kreieren und umzusetzen ist für mich inspirierend und macht mir Freude.

Gemeinsam nachhaltige Lösungen erarbeiten

Projektarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil meines Berufes. 9 Jahre arbeitete ich für die Caritas Bern und baute dort Ausbildungsprojekte für Flüchtlinge und Erwerbslose auf. Auch die Entwicklung der KulturLegi und des Caritas-Marktes durfte ich begleiten. 

Als Freunde in Basel ein Mehrfamilienhaus kauften, schlugen sie uns vor, eine Hausgemeinschaft zu gründen. So zogen wir 2002 nach Basel und unser Sohn Till wurde hier eingeschult.

Seit 2009 bin ich für die Gemeinde Pratteln tätig. Hier bin ich als Abteilungsleiterin und Geschäftsleitungsmitglied für die Bereiche Frühe Kindheit, Jugendarbeit, Quartierarbeit, Sport und Kultur verantwortlich. In dieser dynamischen Gemeinde lernte ich die demokratischen Prozesse von Grund auf kennen. Ich arbeite in meiner Funktion mit allen Akteur:innen zusammen: Von der Einwohnerin mit einer Idee bis zum Gemeinderat mit Entscheidkompetenz und setze alles daran, bedarfsgerechte und ausgewogenen Lösungen für alle zu erreichen.  Wichtig dabei sind mir Lösungsansätze, die nachhaltig und darum engeltauglich sind. Wir tragen eine Verantwortung für die Generationen, die nach uns kommen.


Ich brenne für Gemeindeentwicklung - hier im Gespräch mit der Gemeindepräsidentin von Maisprach.
Ich brenne für Gemeindeentwicklung - hier im Gespräch mit der Gemeindepräsidentin von Maisprach.

Beherzt umsetzen und der Vision folgen

2024 hat mich die Stimmbevölkerung als Gemeinderätin wiedergewählt. Der Gemeinderat hat sich in der Folge für mich als Gemeindepräsidentin und Dagmar Maurer als Vize entschieden.
Ich danke von Herzen für das mir entgegen gebrachte Vertrauen und freue mich sehr darüber, dass wir im neu zusammengesetzten Gemeinderats-Team bereits mit der Planung der neuen Legislatur begonnen haben und die Massnahmen hinsichtlich stabiler Finanzen am Umsetzen sind.

 

Meine Auszeiten verbringe ich gerne in der Natur oder mit Yoga, Meditation und Lesen. Meine Familie gibt mir Rückhalt und Inspiration - und Devi, die Katze erinnert mich immer wieder daran, wie leicht und beschwingt das Leben sein kann! Dafür und für die vielen Begegnungen mit Menschen, die mit mir zusammen Positives bewegen und bewirken wollen, bin ich dankbar.

Ich mag es, Dinge lange zu nutzen und sie immer wieder auszubessern.
Ich mag es, Dinge lange zu nutzen und sie immer wieder auszubessern.

Und was ich sonst noch mag: * Unser "Lädeli & Kaffi Alte Wacht" * Kultur * Kluge Kunst mit Freund:innen geniessen * Zeit draussen verbringen *  Politik * Secondhand * Auf die "Gmeini" warten *  Anlässe mit tollen Gästen moderieren * Devi *  Auszeiten * Für Frieden einstehen und das Gemeinsame feiern *

Wir haben etwas zu bieten!

«Also, wegen so ein paar Anlässen im Stedtli und neuen Angeboten wie der Alten Wacht – da zieht doch sicher keiner zu uns nach Waldenburg!». Ehm, doch! Als ich kürzlich im Leue Zmittag gegessen habe, hat mir mein Tischnachbar erklärt, warum es ihn Städter zu uns gezogen hat: Wegen dem Kulturraum, der Alten Wacht und dem Leue! Die Aufbruchstimmung, das Lebendige an der Hauptstrasse und die grosse Gastlichkeit haben ihm imponiert. Und er hat sich entschieden, mit seinem Atelier nach Waldenburg zu ziehen. Wow! In Neudeutsch heisst das Cluster-Bildung. Also, wo etwas lebt, funktioniert, da zieht es Ähnliches an. In Allschwil ist es Life-Science – auch gut! Bei uns zurzeit Kultur, Lebendigkeit und Gastlichkeit.

Das alles gehört zum sozialen Kapital einer Gemeinde. Davon haben wir viel! All unsere Vereine, wie das l’ Espresso oder der  Natur- und Vogelschutzverein, neue Projekte wie die «Ville des Arts» oder eben der Kulturraum, sie sind unser Kapital, welches für uns als Gemeinde arbeitet. Das ist Standortmarketing, das ist Stärkung des Zusammenlebens und das bringt uns weiter. Das Geld fehlt. Aber – es gibt noch anderes Kapital. Setzen wir auf dieses! 

Schreibt mir, welche Ideen und Träume ihr in und für Waldenburg umsetzen möchtet – manchmal geht es schneller, als man denkt, und sie lassen sich realisieren 😊

Ich komme eigentlich vom Schwarzen Meer

Credits: Pat maps
Credits: Pat maps

Der Alltag ist politisch - deshalb interessiere ich mich für Politik. Weil sie so alltäglich ist, die Politik. So leider auch der Rassismus. Meine Fast-Schwiegertochter Cécile fällt auf, wenn sie sich in die Tram setzt. Viele Blicke folgen ihr und sie wird regelmässig auf ihr schönes, geringeltes schwarzes Haar angesprochen. “Darf ich mal deine Haare anfassen?”, wird sie von Wildfremden gefragt und auch immer wieder mit der Frage konfrontiert “ Woher kommst du eigentlich?”. Aus Kleinhünigen. Da ist Cécile geboren und gross geworden. Hier hört aber das Fragen nicht auf, sondern geht weiter ungefähr so mit “aha, nein weisst du, woher genau kommst du?”.

So wie Cécile geht es vielen Menschen, die nicht dem gängigen Bild entsprechen. Diesem Bild einer weissen Schweizer*in, das suggeriert, es gäbe so etwas wie eine genormte Schweizer*in, mit Wurzeln nur in der Schweiz. Alles homegrown sozusagen. Aber dieses Bild der Homegrown-Schweizer*in mit Wurzeln nur in der Schweiz, es ist verklärt und entspricht nicht der Realität. Denn - wer von uns hat schon einen Stammbaum, der weit zurück reicht und immer schön an den Schweizergrenzen halt macht? Und wenn jemand einen solchen Stammbaum hätte, dem empfehle ich einen DNA-Test zu machen. So wie ich - huch, das war mega spannend! Als die Resultate kamen, war es, als ob ich eine kleine Kristallkugel in den Händen hielte und in meine Vergangenheit schauen konnte. So habe ich erfahren, dass ich Vorfahren habe aus Regionen rund um das Schwarze Meer! 5% meines Erbgutes haben mir Menschen weitergegeben, die am  Schwarzen Meer und noch tiefer im Orient lebten. Kürzlich habe ich gelesen, dass viele Schweizer*innen von Menschen aus dieser Region abstammen. Das war eine grosse Einwanderungswelle damals, vor ungefähr 10‘000 Jahren. 

Die Schweiz ist ein Einwanderungsland. Schon lange. Wir alle sind geprägt von diesen Wanderbewegungen. So ist die Geschichte der Menschheit eigentlich eine Geschichte der Migration. Migration gehört zu uns, sie ist keine Rand- oder Nebenerscheinung der Geschichte. Sie ist normal und wir brauchen eine neue Sichtweise! Eine, die auf Migration nicht aus einer Krisenoptik reagiert, sondern aktiv Rahmenbedingungen schafft, die eine menschenwürdige Migration ermöglichen. Migration verschwindet nicht - was verschwinden muss, ist der Rassismus, dem Menschen bei uns begegnen.

Zwischendurch hat sich die Migrationsbewegung in der Schweiz aber umgedreht: Hungersnöte im 19. Jahrhundert vertrieben unsere Vorfahren aus ihrer Heimat. Viele versuchten ihr Glück in den USA. Die Schweiz wurde zum Auswanderungsland. Auch ich habe Verwandte in Amerika, sagt meine DNA-Analyse. Sie hatten damals alles zurückgelassen, was ihnen lieb war und sich auf den beschwerlichen Weg ins unbekannte Land gemacht. Heute würden wir sagen, Wirtschaftsflüchtlinge eben. 

Seit knapp 100 Jahren sind wir es nun wieder, ein Einwanderungsland. Durch die Industrialisierung entstanden unzählige Arbeitsplätze und wir waren darauf angewiesen – genau wie heute - dass Menschen aus dem Ausland in der Schweiz eine Arbeit annahmen. So gelang uns eine enorme wirtschaftliche Entwicklung, der Ausbau unserer Sozialwerke wie der AHV und wir erhielten die Möglichkeit, mit den neuen Steuererträgen unser Land hinsichtlich Verkehr, Infrastrukturen, Bildung etc. auszubauen. 

Der Ausbau der demokratischen Rechte verlief jedoch nicht parallel zur Arbeitsleistung, die von Zugezogenen übernommen wurde. Die Schweiz hat eines der restriktivsten Regime hinsichtlich Einbürgerung. In der Schweiz leben heute rund 25% ohne Schweizpass, vor 15 Jahren waren es noch rund 20%. Sie arbeiten mit uns, zahlen Steuern und prägen den Schweizer Alltag. Sind aber nicht stimmberechtigt, dürfen nicht mitbestimmen, obwohl sie die schweizerischen Rahmenbedingungen genauso betreffen wie uns, die den roten Pass haben. Das ist eine alltägliche Situation, die mich wütend macht - wer mitarbeitet und mitzahlt, alle Pflichten übernimmt, soll auch mitbestimmen können. Als Land, das so stark geprägt und mitgetragen ist von Menschen, die in die Schweiz immigriert sind,  sollten wir es doch besser wissen! Unser Staat steht auf den Schultern jener, die hier geboren u n d eingewandert sind. Wir brauchen die Ideen, die Gestaltungskraft aller, damit wir die grossen zivilisatorischen Herausforderungen unserer Zeit meistern können.

Eine grosse Stärke der Schweiz ist ihre Integrationskraft. Wir sind eine Willensnation. Es ist an der Zeit, vom verklärten Bild der homegrown Schweizer*in Abschied zu nehmen und unsere über die Jahrhunderte entstandene Vielfalt zu feiern und wertzuschätzen. Wir sind die Schweiz, weil wir die Schweiz sein wollen, weil uns Werte verbinden, egal, woher wir kommen.

 

Mehr Infos? Aktiv werden? Hier findest du mehr dazu:

Einbürgerung und damit der Erhalt von demokratischen Rechten, soll in der Verfassung verankert werden: Demokratie Initiative Demokratie Initiative (demokratie-volksinitiative.ch)

 

Alle Europäer stammen von Einwanderern ab: Dieses Video der MaxPlanckSociety zeigt die Migrationsströme auf und erklärt, wie es zu hellen und dunklen Hauttönen gekommen ist: Migration: Alle Europäer stammen von Einwanderern ab | Wissen Was mit MrWissen2go - YouTube

 

Und hier eine kleine Einführung in die Schweizer Migrationsgeschichte, gehalten von Geschichtslehrer Philipp Löpfe: Schweizer Migrationsgeschichte 1 - Begriffe und Antike - YouTube

Unser Konsum gestaltet die Welt

Der Alltag ist politisch - mit dieser Aussage habe ich meinen Blog Anfang Mai eröffnet. Für jedes Ding, das bei uns auf dem Pult, in der Wohnung steht, wurden irgendwann von der Politik Produktionsbedingungen ausgehandelt. Der grosse Hebel für faire und ökologische Produktions- und Lieferbedingungen liegt also in den Händen der Politik. Wir Konsument*innen haben aber durch unsere Wahl der Produkte einen erheblichen Einfluss darauf, welche Produkte wie hergestellt werden. Unser Konsum gestaltet die Welt! Wie wir im Alltag handeln, hat eine Wirkung und kann Druck auf die Politik ausüben, die Regeln zu ändern.

Schauen wir uns die Obst- und Gemüseproduktion an:  Obst und Gemüse gibt es bei den Detailhändlern das ganze Jahr. Importe machen es möglich. Doch das schadet dem Klima und der Umwelt. Regional und saisonal einzukaufen, ist die umweltschonende Alternative. Wir sollten regional, saisonal und bio zusammen denken und die Ökonomisierung der Landwirtschaft kritisch und konstruktiv hinterfragen. 

Am diesjährigen Banntag habe ich beim Wandern interessante Gespräche darüber führen können. Ich habe dabei viel über fairen Einkauf, Bio-Produktion und Initiativen von weitsichtigen Mitmenschen gelernt. Und vor allem über die Möglichkeit, dass Konsument*innen und Produzent*innen näher zusammenrücken und sich als Teilnehmer*innen eines Produktions- und Konsum-Prozesses erleben können.  

 

 «Getrocknete Mangos von Gebana*, gell?», fragt mich Manuela am steilsten Stutz auf unserem Bann-Rundgang. Die Wanderschuhe bleiben im Matsch fast stecken, es ist rutschig und wir alle wären froh, hätten wir wie Dagmar an Wanderstöcke gedacht. «Ja genau», antworte ich, «nimmst du auch von den Spargeln?». Gebana ist ein cooles Projekt, welches fair und ökologisch produziertes Gemüse und Früchte ab Hof zu mir nach Hause liefert. Aber immer in grossen Mengen. Das ist jetzt bei den Spargeln ein Problem. Ich liebe Spargeln, aber 5 Kilo? «Nein, Spargeln nehme ich aus dem Tal, die sind super», meint Manuela. Wäre gut, jemand würde mir die Hälfte der Spargeln abnehmen, denke ich. Wenn Mehrere grosse Mengen teilen, geht’s. Kathrin hilft mir schon beim Gemüsekorb, welchen ich regelmässig in der Solimatt in Niederdorf bestelle. Die Solimatt ist eine kleine Gruppe von unterschiedlichsten Menschen, die die Leidenschaft und Begeisterung für solidarische Landwirtschaft (SOLAWI Basel) und gesundes, lokales Obst und Gemüse teilen und dieses produzieren. Ihren wöchentlich gelieferten Bio-Gemüsekorb teilen sich Kathrin und ich und so schaffen wir es, in unseren beiden kleinen 2er-Haushalten das feine Grünzeug zu verarbeiten. Das liebe ich so an unserer Region – alles ist nahe und man hilft sich aus. 

Was ich in Waldenburg lokal erlebe und geniesse, hat im globalen Kontext eine Bedeutung. Das Globale und Lokale berühren sich in unseren Taten. Sei es, indem wir Mangos bestellen, von denen wir wissen, wo und wie sie angebaut und verarbeitet werden oder ob wir lokale Produzent*innen direkt ab Hof unterstützen. Ich habe mich persönlich entschieden: Ich konsumiere wann immer möglich Bio-Lebensmittel und möglichst von Produzent*innen, die ich persönlich oder über eine Zwischenfirma wie Gebana kenne. Damit hoffe ich, die Artenvielfalt und Biodiversität zu unterstützen, die regionale Produktion von wertvollen Lebensmitteln zu stärken und einen Beitrag zu leisten, dass Produzent*innen und Konsument*innen einander wieder näherkommen und sich als Teilnehmer*innen eines Produktions- und Konsumprozesses verstehen. Unsere nachfolgenden Generationen sollen von einer nachhaltigen Ernährungssicherheit profitieren können. 

Darum:  Wie wir im Alltag handeln, hat eine Wirkung und kann Druck auf die Politik ausüben, die Regeln zu ändern. Regional und saisonal einzukaufen, ist die umweltschonende Alternative. Wir sollten regional, saisonal und bio zusammen denken und die Ökonomisierung der Landwirtschaft kritisch und konstruktiv hinterfragen. 

 

Hinweise:

Aktuell - Verein Solimatt Solidarische Landwirtschaft und Bioproduktion im Waldenburgertal: Aktuell - Verein Solimatt

Bio-Lebensmittel aus fairem Handel | gebana.com Changing the rules – gebana Nachhaltig und fair einkaufen – direkt ab Hof

.....weil der Alltag politisch ist!

Kürzlich wurde ich gefragt, warum ich mir denn “Umhimmelsgottswillen” das antue, in die “grosse” Politik einzusteigen. Die kleine Lokalpolitik sei doch schon haarig genug. Ich mag es haarig, wollte ich zuerst antworten. Es stimmt ja auch, “geht nicht, gibt’s nicht” ist meine Einstellung und wenn es haarig wird, braucht man halt etwas mehr Argumente und Ausdauer. Aber, das ist nicht der Grund, warum ich mich für einen Platz auf der Nationalratsliste der GRÜNEN Baselland beworben habe und am 22. Oktober 2023 gewählt werden kann.  In der “grossen Politik” werden die Rahmenbedingungen diskutiert, die später unseren Alltag prägen. Und an diesen Rahmenbedingungen möchte ich mitgestalten - weil, nichts in unserem Leben ist nicht politisch. Unser Leben, unser Alltag sind  politisch! 

Das war meine Antwort auf die “Umhimmelsgottswillen-Frage”. 

Wie stark der Alltag politisch ist, merke ich immer wieder, wenn ich Kleider brauche. Es stört mich, dass ich nicht nachvollziehen kann, woher die Textilen kommen, wie sie verarbeitet wurden, von wem und zu welchen Bedingungen sie hergestellt wurden und wie die gesamt Ökobilanz des Kleidungsstücks aussieht. Ich kann mich beim Kleiderkauf nur auf wenige, einschlägige Marken verlassen, welche ich zuvor aufwändig recherchiert habe und diesen Recherchen vertrauen (muss). Es fehlt mir beim Kauf selbst die Nachvollziehbarkeit der Produktions- und Lieferketten. Und da kommen wir zum strategischen Moment: Produktionsbedingungen werden politisch verhandelt. Heute fehlen griffige Regelungen, die transparente Produktionsketten und -bedingungen für jedes Kleidungsstück verlangen. Neben Transparenz müssen sukzessive auch ökologische, soziale und wirtschaftliche Kriterien umgesetzt werden, die eine nachhaltige Kleiderproduktion weltweit ermöglichen. Würde ich die Produktionsbedingungen kennen, würde sich dies auf mein Kaufverhalten auswirken. Ich könnte wählen, welche Qualität ich für welchen Preis kaufen möchte. Und so wie ich, würden dies Tausende, Millionen Menschen tun. Und dadurch wird sich unser Konsumverhalten ändern. Weil wir nicht in Kleidern rumlaufen möchten, an denen das Blut von schlecht bezahlten Näherinnen klebt und deren Herstellung Flüsse und Böden zerstört.

Dazu kommt, dass wir jährlich viel zu viele Kleider konsumieren und wegwerfen. Oft ungetragen.

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